Thought provoking piece by the German FAZ on Open Science (German)

Was diese Prognosen antreibt, sind drei Vorstellungen. (1) „Das Internet“ ist eine Technologie, die aus sich heraus alle Eigenschaften des Wissens verändern wird. (2) Wissenschaft und Universität waren zuvor gefesselt und kompromittiert, so dass die Zeit reif ist, um sie neu zu fassen. (3) Mehr „Offenheit“ ist die Lösung für alle Probleme und nicht zuletzt politisch unbedingt und ausnahmslos wünschbar. Alle drei Ansichten sind weit verbreitet. Keine ist so, wie sie hier formuliert wurde, wahr. Über die erste Behauptung will ich mich hier nicht weiter äußern, das haben andere getan, die den naiven technologischen Determinismus kritisiert haben, dem anheimfällt, wer das Internet wie ein Ding behandelt, das uns ein bestimmtes Verhalten auferlegt. Was mich mehr beschäftigt ist die Politische Ökonomie der „Wissenschaft 2.0“ und die Art, wie sie jene politische Entscheidungen unsichtbar macht, die wir in Bezug auf all die genannten Fragen treffen müssen. Vielleicht fasse ich meine Frage am besten so: Wenn „Offenheit“ die Lösung sein soll, was ist dann das Problem?
 
Beide Seiten aber fänden es gut, wenn alle Zusatzkosten der Publikation auf die Universitäten verlagert würden, von denen sie ohnehin nicht glauben, dass sie die Zukunft der Forschung repräsentieren. So ist die einzige plausible Prognose die, dass wenn die Rolle von Universitäten und Bibliotheken weiter untergraben wird, das gesamte System der „Peer Review“ ersetzt werden wird durch eine Art marktbasierte Evaluation von Artikeln, die dann im Stile von „Gefällt mir“-Buttons der Weisheit der Menge überlassen bleibt. Insofern hat „Open Science 2.0“ nichts mit einer Demokratisierung oder anderweitigen Verbesserung von Forschung zu tun. Was damit bezweckt wird ist vielmehr, einige große Firmen an den Eingängen zur modernen Kommerzialisierung des Wissens gut zu positionieren.